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1. Das Deutsche Reich - S. 126

1905 - Berlin : Mittler
126 das Elbsandsteingebirge (Quadersandstein) und die schlesischen Gebirge (Granit, Sandstein, Schiefer) besondere Bedeutung. b) Die Zementindustrie, eine verhältnismäßig noch junge Industrie, hat sich zu einer bedeutenden Exportindustrie ent- wickelt, leidet aber gegenwärtig an einer starken Überproduktion. Der Zement (Mörtelpulver), ein durch Brennen gewonnenes Ge- misch von Kalk und Ton, findet im Wasser-, Straßen- und Hoch- bau Verwendung. Für Herstellung von Zementwaren (Gesimse, Umrahmungen von Tür- und Fensteröffnungen, Pfeiler, Säulen, Ornamente) haben zahlreiche Großstädte des Deutschen Reiches, besonders Berlin, München, Dresden und Leipzig, Be- deutung erlangt. c) Die Ziegelindustrie, welche die gewöhnlichste Art des Tons, den Lehm, zu Mauer- und Dachziegeln sowie zu Ton- röhren verarbeitet, findet sich überall in Deutschland, namentlich aber in der Nähe großer Städte und im norddeutschen Tief- lande. Hier zwingt der Mangel an Felssteinen zu umfang- reicher Verwendung künstlichen Baumaterials. d) Die Tonwarenindustrie. Das Rohmaterial der Ton- warenindustrie sind Töpferton und Pfeifenton. Während der letztere bei der Fabrikation von Fayence und Steinzeug Ver- wendung findet, bereitet man aus dem Töpferton die ver- schiedenen gewöhnlichen und feineren Tonwaren. Zu diesen, also aus Töpferton hergestellten feineren Tonwaren gehören Terra- kotten, Architekturwaren, Steingut, Majolika und Öfen. Eine Zentralisierung der Tonwarenindustrie hat nicht stattgefunden, vielmehr ist sie überall zur Entwicklung ge- kommen, besonders natürlich dort, wo sich bedeutende Lager von plastischem Tone befinden. Berühmt sind das Bunzlauer Geschirr, die Töpferwaren von Großalmerode bei Kassel und des Kannenbäckerlandes im Westerwalde. In der Fabrikation von Steingut und Fayence sind Schlesien (Waldenburg), das Königreich Sachsen und die Rheinprovinz (Mett- lach) hervorragend. Charlottenburg und Nymphenburg liefern Terrakotten in künstlerischer Vollendung. In den Fabrikaten der deutschen Tonwarenindustrie, die sich gleich der französischen und englischen Industrie zu künstlerischer Vollkommenheit entwickelt hat, findet ein bedeutender Ausfuhr- handel statt. e) Die Porzellanindustrie befaßt sich mit der Fabrikation des Porzellans, das als »beliebter Gebrauchsgegenstand und

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 7

1913 - Leipzig : Hahn
7 Und dann, als ich nach wechselvollen Jahren am offnen Grabe meiner Kinder stand, da hab' ich, tief erbebend, erst erfahren, was jene Nacht mein Mütterlein empfand. Und Lieb' und Reue, Dank und heißes Sehnen, ich kost' sie täglich, koste sie nicht aus. Wohl bin ich glücklich — aber oft in Tränen denk' ich der letzten Nacht im Vaterhaus. B. Bettmann. 6. Kal des Katers Du wanderst in die Welt hinaus auf dir noch fremden Wegen, doch folgt dir aus dem stillen Haus der treusten Liebe Segen. an seinen Zahn. Nimm auf die Schultern Last und Müh mit frohem Gottvertrauen und lerne, wirkend spät und früh, den eignen Herd dir bauen! Ein Ende nahm das leichte Spiel, es naht der Ernst des Lebens; behalt' im Auge fest dein Ziel, geh keinen Schritt vergebens! Gerader Weg, gerades Wort, so will's dem Mann gebühren: wer sich die Ehre wählt zum Hort, den kann kein Schalk verführen. Und nun ein letzte und eine letzte Bii Hall dich getreu i zu deines Volkes Halt hoch das Haupt, was dir auch droht, und werde nie zum Knechte; brich mit dem Armen gern dein Brot und wahre seine Rechte! Treib nicht mit heil'gen Dingen Spott und ehre fremden Glauben und laß dir deinen Herrn und Gott von keinem Zweifler rauben I Druck der Hand fernen".Land ltte! Julius Sturm. 7. Antritt der Lehre. Wie gern hätte Anton eine lateinische Schule besucht! Prediger wollte er werden, das war sein sehnlichster Wunsch. Aber der mittellose Vater gab ihn zu einem Hutmacher nach Braunschweig in die Lehre. Hier mußte er Holz spalten, Wasser tragen und die Werkstatt auskehren. So unangenehm ihm nun auch im Anfange diese Beschäftigungen waren, so fand er doch schließlich eine Art von Vergnügen daran. Seine Phantasie kam ihm dabei sehr zustatten. Oft war ihm die geräumige Werkstatt mit ihren schwarzen Wänden und dem schauerlichen Dunkel, das des Abends und Morgens nur durch den Schimmer einiger Lampen erhellt wurde, ein Tempel, worin er diente. Des Morgens zündete er unter den großen Kesseln das heilige, be- lebende Feuer an, wodurch nun den Tag über alles in Arbeit und Tätigkeit erhalten und so viele Hände beschäftigt wurden. Er betrachtete dann dieses Geschäft wie eine Art von Amt, dem er in seinen Augen eine gewisse Würde erteilte. Gleich hinter der Werkstatt floß die Oker, auf der ein Vorsprung von

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 43

1913 - Leipzig : Hahn
43 Lebtage nicht mehr tun; solch einer Nacht wollten sie gedenken. Da ließ er sie los des Morgens um vier Uhr. Den Tag über hatten sie welke Köpfe und sahen aus wie Rahmsuppen, und am Abend krochen sie in ihr Bett und nahmen keine Karten mit. Es hat auch durchgelangt bei ihnen, und sie haben als Männer später es dem Pfarrer gestanden, daß die Kur gründlich gewesen sei. E. Frommei. 26. Die Heimkehr von der Wanderschaft. Meister Zeiland war der beste Grobschmied im ganzen Lande und der emsigste. Ehe der Tag anbrach, öffnete er seine Werk- stätte mit einem Morgenliede, und dann loderte das Feuer in seiner Esse, und die Blasebälge arbeiteten, und auf drei Ambossen seufzte ohne Unterlaß das sprühende Eisen unter den schweren Hämmern. Den ganzen Tag war er unermüdet bei der Aufsicht und Arbeit; aber wenn um sechs Uhr das Feuer ausgelöscht und die Werkstätte geschlossen war, dann lebte er sich selbst und dem Andenken seiner frohen Tage, und dann war wohl niemand zufriedener und ehrwürdiger als Meister Zeiland, der Grobschmied, Bei heitern Abenden zur Sommer- und Herbstzeit saß er dann oft an seiner Tür auf dem Hofe unter den hohen Nuß- bäumen, die sein Großvater, auch ein Grobschmied wie er, ge- pflanzt hatte, als er nach einem großen Brande das Haus wieder aufbaute. Dann setzten sich meistenteils einige der ältesten Nachbarn um ihn her auf die hölzernen Bänke, und auch die Jüngern Männer versammelten sich um ihn und hörten ihn gern, wenn er von alten Zeiten sprach und den Drangsalen des Krieges und von fremden Städten, in denen er gewesen war, und von seiner Jugend und seinen glücklichen Tagen. Nament- lich erwähnte er oft des Tages seiner Rückkehr von der Wanderschaft. »Mein Vater,“ erzählte er einmal, „war ein tätiger und ernster Mann, der mir nicht erlaubte, viel umherzugaffen, sondern mich von klein auf scharf zur Arbeit anhielt. Was ein fester Baum werden soll, pflegte er zu sagen, das muß im Winde wachsen, und ein Handwerksmann darf nicht erzogen werden wie ein Edelmann. Ich ehrte ihn sehr und war folgsam gegen seine Befehle, weil es Gottes Gebot ist, doch nicht immer mit frohem und vollem Herzen, aber meine Mutter liebte ich über alles und tat alles mit Freuden, was sie mich hieß. Beide waren schon hoch in Jahren, als ich so weit herangewachsen war, daß ich mich auf die Wanderschaft begeben mußte; denn ich war von zehn Kindern das jüngste und nebst einer Schwester

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 44

1913 - Leipzig : Hahn
44 allein noch übrig. Ich verließ sie mit der Besorgnis, vielleicht keines von beiden wiederzufinden. Mit schwerem Herzen ging ich aus der Stadt und sah mich oft um; da ich aber bald in die Arbeit kam, wurde ich wieder guten Mutes. Acht Jahre bin ich in der Fremde gewesen und habe viel Neues gelernt, was mir in der Folge großen Vorteil gebracht hat. Ich hatte öfters Gelegenheit, mich unter guten Aussichten als Meister zu setzen; aber so gut es mir auch gehen mochte, so waren meine Gedanken doch immer nach meiner Heimat gerichtet. Es kam mir immer vor, als ob die väterliche Werkstätte die beste auf Erden sei, und diese Nußbäume unseres Hofes die schattigsten und schönsten. Eines Abends, es war am zweiten Ostertage, als ich müßig fun Rhein unter den Bäumen saß und die Sonne mir gegen- über unterging und der Fluß zu meinen Füßen rauschte und das junge Laub der Bäume über mir, da ergriff mich eine un- beschreibliche Sehnsucht nach den Meinigen. Ich hatte seit ge- raumer Zeit keine Nachricht von ihnen, und es war mir, als ob ich ihre Stimme hörte, daß sie mich zu sich riefen. Ich war eben ohne Herrn und wollte noch weiter wandern; aber in diesem Augenblicke beschloß ich, nach Hause zurückzukehren. Ich schnürte also noch an demselben Tage mein Bündel, nahm Ab- schied von meinem letzten Meister und trat schon am folgenden Morgen frisch und wohlgemut meine Reise in die Heimat a:., die mehr als hundert Meilen entfernt war. Als ich mich den Grenzen meines Vaterlandes näherte, sah ich schon von ferne die blauen Berge und erkannte die Gegend, wo die Stadt liegen mußte; ich begrüßte jede bekannte Stelle, deren immer mehr wurden, je näher ich der Stadt kam. Es war kurz nach Mittag, als ich ihre rauchenden Schornsteine ,ah. Bald erkannte ich das Dach des väterlichen Hauses; aber die Essen darauf rauchten nicht. Da pochte mir mein Herz. Ich kehrte in das Hölzchen ein, das am Wege liegt, und setzte mich nieder, um meiner Unruhe Meister zu werden. Ach, dachte ich, du wirst Vater und Mutter nicht wiedersehen! Das Feuer ruht in der Werkstätte, und so wird er wohl auch ruhen, der alte Vater, von aller Mühe des Lebens. Ich stand traurig auf und ging mit unruhigem Herzen durch das Tor und die lange Gasse, ohne um und neben mich zu sehen, und wie ich um die Ecke mich wandte und vor unserm Hause stand, sah ich die Tür der Werkstätte offen, aber kein Amboß klang, und kein Feuer brauste. Zweifelnd und ungewiß trat ich hinein. Die ganze Werkstätte war aufgeräumt wie vor einem Festtage; alles Werkzeug hing an seinem Platze; keine Asche glühte in der Esse; nirgends war eine angefangene Alben

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 107

1913 - Leipzig : Hahn
107 3>te Woh- und Kitfsstoffe. Die Mächte der Natur sich dienstbar zu machen, das ist die rechte Aufgabe der Männer der Wissenschaft und des Gewerbes. Gosche. 54. Im Reiche Plutos. Es ist mittags gegen zwei, zur Stunde der Seilfahrt, d. h. jener Zeit, wo die in der Grube fett früh um sechs Uhr beschäftigten Arbeiter heraus- und gleichzeitig die Ablösungsmannschaften hinunterbefördert werden. Da ist droben auf der Hängebank ein dichtes Gewimmel; 1000 Mann kommen, und 1000 gehen. Eben kommt ein Korb aus der Tiefe herauf. Völlig geräuschlos taucht er plötzlich aus dem Dunkel des Schachtturms auf, ein riesiger, eiserner Käfig, mit drei oder vier Geschossen, hinter dessen durchlöcherten Wänden man beim Schein der Grubenlichter dunkle Gestalten dicht zu- sammengedrängt stehen oder hocken sieht. Die unteren Geschosse sind sehr niedrig, haben nur noch die Höhe des Förderwagens und erlauben daher kein aufrechtes Stehen mehr. Eilig drängen die schwarzen Gestalten mit den rußigen Gesichtern aus dem engen Behälter wie eine Schar aus ihrem Bergverlies ausgebrochener Dämonen der Tiefe. An ihre Stelle drängen sich neue, die hinunter wollen, mit ihnen auch wir, mein Führer, der alte Obersteiger, und ich. Der Boden beginnt plötzlich unter uns zu weichen — schnell, immer schneller sinken wir in die schwarze Tiefe — anscheinend endlos, bodenlos. In den Ohren spürt man von dem schnellen Fallen einen dumpfen Druck wie unter Wasser. Das Tageslicht ist längst entschwunden, finstere Nacht umfängt uns, nur dürftig erhellt im Korbe von den Grubenlampen. Plötzlich das Aufblitzen eines hellen Lichtscheins! Wir sausen an einer Öffnung vorüber — aber ehe wir uns noch klar darüber geworden, sinken wir weiter abwärts in stockdunkler Nacht. Wir haben die obere Sohle im Fluge passiert, die jetzt nur noch als Wetter- sohle dient. So geht es in die Tiefe, oft bis zu 700 und 800 Meter abwärts, ein langer Weg, den man in einer Minute zurücklegt. Endlich ein deutlich wahrnehmbares Verlangsamen des Tempos, nun das Geräusch der einsetzenden Hemmung, und plötzlich steht der riesige Korb, der so un- merklich wie ein Luftballon hinabgeglitten ist, mit leisem Zittern still. Heller Schein elektrischer Glühlampen umfängt uns, schnelle Hände reißen die Schutzgitter des Korbes rasselnd beiseite — wir sind am „Füllort", am unteren Ende des Schachts, angelangt. Durch das weitverzweigte Netz der Querschläge und Strecken, der Sttaßen und Gäßchen dieser Unterwelt verteilen sich jetzt die Bergleute zu den zum Abbau bestimmten Betriebspunkten oder „Örtern", den Stellen, wo die Kohle durch Hauen aus dem Flöze gewonnen wird. Eine Wande- rung von etwa 20 Minuten kreuz und quer in diesem verwirrenden Labyrinth, daun ein Raum, nur etwa meterhoch, so daß man also in ihm nur hocken oder knien kann; denn wir sind im „Flachen", in einem Flöze von nur

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 108

1913 - Leipzig : Hahn
108 geringer Mächtigkeit. Es herrscht hier eine feuchtwarme Luft wie im Treibhause. Diese Grubenlust hat etwas ganz Eigentümliches an sich — ein Gemisch von den Gerüchen faulenden Holzes, Kohlenoxydgases und der karbolgetränkten Wettertücher, die allenthalben zur Regelung der Luft- zufuhr in den Strecken hängen. Gar still ist es an solchem Orte. Er liegt oft weitab von den großen Förderstrecken, wo aus den Schienen be- ständig die Züge der eisernen Förderwagen vorüberrasseln, von Pferden, Lokomotivkraft oder durch das elektrisch angetriebene Drahtseil fortbewegt. In die Stille dringt nur der dumpfe Schall, den der gleichstimmige Schlag der Hauer gegen den Kohlenstoß hervorruft. Dann und wann löst diesen gleichförmigen Taktschlag das laute, dumpfe Krachen und Schollern ab, mit dem die losgehauenen Kohlenstücke zu Boden stürzen. Von Zeit zu Zeit wechseln die Hauer ihre Tätigkeit. Sie greifen zur eisernen Schaufel und werfen sich gegenseitig die abgelöste Kohle zu, der letzte zum Schlepper hin, der sie auf den bereitstehenden Förderwagen lädt. Wir setzen unsern Weg fort. Unser Gespräch beschäftigt sich mit den Gefahren des Bergbaus. Ich als Laie komme natürlich bald auf die Schlagwetterentladungen zu sprechen; erfährt man doch erst später bei ge- nauerer Bekanntschaft mit dem Bergbau, daß ungleich viel mehr Opfer als die großen Grubenunglücksfälle die zahlreichen Einzelunfälle durch Stein- und Kohlenfall oder Absturz im steilen Flöz fordern. Wir wanderten ziemlich lange und kamen so in eine ganz andere Abteilung des Grubenfeldes, und nun tauchte plötzlich im Schein unsrer Lampen vor einer dunkel gähnenden Öffnung in der Gcsteinswand ein Bretterverschlag auf. Daran hing ein großes schwarzes Kreuz mit der warnenden Inschrift „Feuer." Nachdenklich schaute ich auf das Kreuz, während der Obersteiger seine Lampe abseits in die Holzverschalung einhakte. Erinnerungen stiege» unwillkürlich in mir auf, an Rom — an die Katakomben, und ich sagte: „Man könnte wirklich meinen, vor einer unterirdischen Begräbnisstätte zu stehen." „Hätte auch leicht zu einer solchen werden können", erwiderte mein Führer, der mit dem Fahrstock schon dabei war, durch kräftigen Ruck ein paar Bretter in dem Verschlage zu lockern. „Es war gerade morgens nach Beginn der Schicht. Da, kaum, daß sie die ersten Schläge getan haben, plötzlich ein verdächtiges Geräusch im Kohlenstoß — ein Rieseln und ein leises Zischen — sie halten an, leuchten vorsichtig ab — und richtig, ganz unten, wo der Stoß ansetzt, da quillt's hervor: ein paar dünne Wasserstrahlen, die sich schnell zu einer kleinen Lache ansammeln. Und aus dieser Lache steigt's auf wie lauter kleine Sprudel, Gasblasen, die an der Luft zerplatzen — Schlagwetter!" „Es war ein Glück, daß die Leute einen so besonnenen Orts- ältesten bei sich hatten, der kommandierte sofort: Lampen klein machen, und raus aus dem Berg! Aber ganz langsam! Und die Leute wichen schritt- weise zurück, ohne jede Überstürzung; — eine einzige hastige Bewegung, das Durchschlagen einer Lampe, oder es hätte bloß in der Nebenstrecke

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 112

1913 - Leipzig : Hahn
112 Bassins zu locken, ist folgendes. Hat ein einzelner oder eine Unternehmer- gesellschaft ein Stück Land an sich gebracht, in dem das Vorkommen von Naphtha zu vermuten ist, so beginnt man, ein 10—12 Quadratmeter großes Feld abzugrenzen, auf dem ein sogenannter Bohrturm errichtet wird. Man zimmert aus starken Eichenstämmen ein etwa 50 Meter hohes Gerüst mit mehreren Etagebauten und umkleidet es mit ^dünnen Holz- bohlen. Ein ungefähr 15 Meter tiefer Schacht wird inmitten des von den Holzwänden umrahmten Raumes abgeteuft, und nun kann das Bohren beginnen. Es geschieht vermittelst eines schweren Meißels, der senkrecht im Innern des Bohrturmes an schmiedeeisernen, aneinandergeschraubteu Stangen hängt und bei jedem wuchtigen Fall ein wenig gedreht wird. Je nach der Beschaffenheit des Gesteins vermag dieser Meißel in 24 Stunden 2—4 Meter des Erdreichs durchzustoßen. In die ausgebohrte Strecke werden Röhrenstücke von 3/4 Meter im Durchmesser eingesetzt. So entsteht allmählich eine lange Röhrensäule, die den Stangenbohrer stets in gerader Richtung hält und dem ausströmenden Naphtha gleich einer Brunnenröhre die nötige Fassung gibt. Ist ein unterirdisches Naphthabassin angeschlagen, so schießt mit mächtigem Druck eine hohe Fontäne aus der Erde. Oft ist die Kraft der mit Schlamm und Steinen untermischten flüssigen Masse von solcher Stärke, daß sie das gesamte Gestänge des Bohrturms und seine Kappe, auf der die Hebemaschinen stehen, in wenigen Sekunden zertrümmert und weit in die Luft schleudert. Wenn das Gleichgewicht zwischen dem Druck der äußeren Atmosphäre und der Spannung der im Erdinnern treibenden Gase hergestellt ist, so hat der aufsprudelnde Springquell sein Ende er- reicht. Jetzt geht man an die Arbeit, aus dem Röhrenschacht vermittelst sinnreich konstruierter Blechzylinder das in der Tiefe stehende Naphtha zu schöpfen. Durch Holzröhren leitet man das Naphtha in große, ausge- mauerte Behälter, die rings um den Bohrturm angebracht sind. Das „Glück" zeigt sich bei dem Kampf um die Naphthagewinnung als die fast einzig regierende Macht. Dem einen schlägt eine Fontäne tage-, ja wochenlang — den Gebrüdern Nobel gab einmal ein Springquell in einem einzigen Tage 70 000 Pud (1 Pud ist 32,76 Pfund) und fünf andere reiche Fontänen in einem Jahr 80 Millionen Pud —, der andere hingegen vermag monatelang nur Schlamm und Wasser aus seinem Bohrloch zu- tage zu fördern. So gibt sich die Naphthabohrung als tolles Glücks- spiel. Hier werden beträchtliche Kapitalien fruchtlos vergeudet, dort fließen Millionen in wenig Tagen in die Taschen des vom Glück Begünstigten. Da das Pud Noh-Naphtha 17x/2 Kopeken kostet und die Betriebsunkosten sich auf kaum 4 Kopeken das Pud stellen, bietet die Naphthabohrung ein höchst einträgliches Geschäft (1 Kop. ----- 2,16 Pf.). Ein besonders krasser Fall, der beweist, daß nur Zufall und Glück den Ausschlag geben, hatte sich während meiner Anwesenheit unweit Baku zugetragen. Ein wohlhabender Tatare hatte auf seinem Grundstück einen Bohrturm errichtet, hatte monatelang arbeiten lassen, doch ohne Erfolg. Er verkaufte seine Felder, sein Vieh, sein Haus, um immer

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 80

1913 - Leipzig : Hahn
80 In diesem Augenblicke rief Herr Martin: „Karl!“ „Meister!“ „Hier, trage das Schloß zum Herrn Geheimrat! Eine Empfehlung, und in einer Stunde werde ich selbst kommen, es anzuschlagen.“ Das ließ sich Karl nicht zweimal sagen; eilig rieb er sich mit dem Schurze den Ruß im Gesichte herum und rannte zur Tür hinaus, um den Fritz noch zu erwischen. Die Wohnstube, durch die er gehen mußte, war leer; die Meisterin war auf dem Markte, und eben wollte er die Stube verlassen, da fiel sein Blick auf etwas, das seinen Lauf hemmte. Das Wandschränk- chen des Meisters stand offen, das Wandschränkchen, in dem der Meister seine Geschäftsbücher und die Meisterin ihr Haus- haltungsgeld aufzubewahren pflegten. Dem Knaben war’s, als würge ihn einer an der Kehle, und er zitterte am ganzen Leibe. Dort lag, er sah es ganz genau, ein kleines Häufchen Zehner. „Nimm eins!“ flüsterte ihm die Versuchung zu, „die Meisterin merkt’s nicht, und die Äpfel sind so saftig und so schön rot.“ Karl warf einen Blick hinter sich, dann einen durchs Fenster — der Fritz biß eben seinen zweiten Apfel an — und da war es geschehen! Mit einem Zehner in der Hand stürzte er auf die Straße hinaus, und die Jagd auf Fritz, der schleunigst Fersengeld gab, begann. Nach einer Viertelstunde kam Karl wieder zurück. Scheu und vorsichtig öffnete er die Stubentüre, und erschrocken blieb er auf der Schwelle stehen, da er den Meister erblickte, der in seinem Lehnstuhle am Fenster saß und mit den Fingern auf dem Fensterbrette trommelte. „Karl, komm herein! Was bleibst du unter der Türe stehen?“ „Ich ... ich ... eine schöne Empfehlung vom Herrn Geheim- rat und ...“ „Schon gut“, unterbrach der Meister den stotternden Jungen. „Was hast du denn vorhin mit dem Fritz gehabt?“ „Ich ... er schimpft immer über uns Schlosser, der Fritz, und da ...“ „Und da hast du ihn durchgeprügelt?“ Karl nickte mit dem Kopfe. „Richtig,“ fuhr der Meister fort, »denn die Schlosser sind brave, rechtschaffene Leute, die darf man nicht schimpfen lassen, und die Schlosser sind ehrliche Leute. Du aber,“ rief der Meister mit erhobener Stimme und stand auf, „du aber bist kein ehrlicher Mensch, denn du hast deinen Meister bestohlen. Haben dir die Äpfel geschmeckt? Ein ehrliches Auge hat auf deiner unehrlichen Hand geruht. Du bist ein Dieb! Pfui! Mich dauert nur deine arme Mutter! Marsch in die Werkstätte!

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 120

1913 - Leipzig : Hahn
120 Deutsche befinden, mit Vorarbeiten beschäftigt sind. Als ich ans Tageslicht zurückkehrte, war ich l1/^ km entfernt von dem Punkte, an dem ich in die Tiefe gefahren war. Über Pretoria, die Hauptstadt Transvaals, das man von Johannes- burg in 2 Stunden erreicht, fuhr ich nach Kimberley iu Griqualand. Wir sahen bei der Durchkreuzung des ehemaligen Oranje-Freistaats nichts als Wüste, keinen Baum, keinen Strauch, nur ganz vereinzelt eine Farm. Nach mehrmaligem Wagenwechsel und nach fast zweitägiger Fahrt langte ich in Kimberley an. Die Diamantenstadt ist zum wenigsten zehnfach an- ziehender als Johannesburg. Nachdem ich mich von dem Staub der Landstraße einigermaßen befreit hatte, verfügte ich mich in die Verwaltung der großen De Beers- Minen. Der Leiter der Minen übertraf durch seine Zuvorkommenheit alle Erwartungen. Ein Beamter wurde beauftragt, mich zu begleiten, um mir vorerst in den oberen Stockwerken des Gebäudes das Aussuchen der Diamanten zu erklären. Es war ein unvergeßlicher Anblick. Zehn Herren saßen so in einer Reihe, daß das Tageslicht auf ihre Hände fiel. Jeder hatte einen ansehnlichen Haufen Edelsteine vor sich und war damit beschäftigt, das Arbeitsergebnis der letzten Woche, das einen Wert von ungefähr 65000 Pfund vorstellte, zu sichten und auszulesen. Die Diamanten sahen aus wie arabischer Gummi. Es ist schwer faßlich, wie diese unansehnlichen Steine durch das Schleifen zu herrlichen Brillanten werden können. In einem andern Raum bekam ich geschliffene Steine zu sehen. In geschmack- vollen Behältern lagen wasserhelle, rosa, hellgelbe bis dunkelbraune, blaue und grüne Diamanten. Am nächsten Tage begab ich mich mit meinem Erlaubnisschein an den Eingang der Diamantfelder. Unabsehbar nach beiden Seiten erstrecken sich meterhohe Einfriedigungen. Am Eingangsschacht einer Mine wurde ich in einen Bergmannskittel gesteckt, und mit großer Geschwindigkeit fuhren wir 400 m abwärts in die Unterwelt. Hier fand ich alle Gänge durch Bogenlampen erleuchtet und die Schächte untereinander, sowie mit den Geschäftsräumen an der Erdoberfläche mit elektrischen Glocken verbunden. Mein Führer und ich schritten die Stollen entlang. Uns entgegen kamen die Kippwagen in einer langen Reihe, durch Maschinenbetrieb gezogen, alle gefüllt mit der kostbaren, blaugrauen, vulkanischen Erde, die an der Luft verwittert und zerfällt. Eine halbe Stunde durchwanderten wir das unterirdische Heim der Diamanten, beobachteten die schwere Arbeft der Neger und fuhren dann wieder an die Oberfläche. Wir besuchten nun noch ein weites, ebenes Gelände, wo die aus den Minen geförderte Erde durch die Witterungseinflüsse zersetzt wird, um später mit Karren in die ausgedehnten Wäschereien gefahren zu werden. Umfangreiche Maschinen spülen die schweren Bestandteile der Erde auf einen Hügel zusammen; von hier aus wird sie in ein langes Zimmer gebracht, wo man die Steine ausliest. Ich zählte bei einem mit dieser Arbeit beschäftigten Manne in rund 2 Minuten 27 Diamanten von der Größe einer halben Erbse bis

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 125

1913 - Leipzig : Hahn
125 welche Gefahren überwunden werden! Welche Handelsgeschäfte waren durch Geschäftsreisen, Briefwechsel, Buchführung und Geldverkehr durchzuführen! wie viel geistige Arbeit war unablässig auf die Ver- vollkommnung aller Arbeitsvorgänge gerichtet! wie viele Millionen wenschen waren mit irgend einem Handgriffe, mit irgend welcher Tätigkeit an der Bollendung dieses einen Regenschirmes beteiligt! Bedenkt man nun gar, was alles erforderlich war, uni die un- ermeßliche Wenge der aufgeführten Hilfsmittel zu schaffen, deren Borbereitung oft in ferne Zeiten zurückgreift, so kann man eine Bor- stellung von dem gewaltigen Getriebe der Weltwirtschaft erlangen, durch die sich der wensch die Naturkräfte und Naturerzeugnisse des ganzen Erdballs dienstbar macht. Wan vergleiche mit dieser Welt- wirtschaft die Einzelwirtschaft des wilden, der alle feine Bedürfnisse seiner nächsten Umgebung entnimmt und selbst anfertigt, seine Hütte, seine Nahrungsmittel, seine Werkzeuge, seine Waffen, seine spärliche Kleidung, seinen Schmuck und selbst seine Götzen. Nack Launhardt. Nelrriebsrnittet. Die Ersetzung des Werkzeuges durch die Maschine, bei der die bewegende Kraft nicht mehr von Menschen ausgeht, hat eine vollständige Umgestaltung der Technik des Produktionsvorganges hervorgerufen. E. v. Philippovick- 62. Im Arbeilsraum einer Fabrik. Das Gebäude, in dem ich tätig zu sein hatte, war bequem, hell, luftig und geräumig angelegt. Es hatte die Höhe eines zwei- bis drei- stöckigen Hauses und erinnerte mich immer an das Innere einer Kirche. Es hatte keine Etagen. Man konnte in der Mitte des Raumes bis hinauf zum Dache sehen, das zum großen Teil aus Glasplatten bestand, um mehr Licht hereinzulassen. An den beiden Langseiten liefen je zwei übereinander gebaute breite Emporen hin, zu denen von unten steile einfache Holztreppen hinaufführten, die namentlich bei großen Trans- porten beschwerlich zu überwinden waren. Aus der einen Empore befand sich der Versuchssaal, wo eben vollendete Maschinen ausprobiert wurden, und wohin der Zutritt der großen Verunglückungsgefahr wegen nur denen ge- stattet war, die einen Auftrag dorthin hatten. In einem andern Teile war der Drehersaal. Die übrigen Emporen standen augenblicklich fast leer. Denn der eine Zweig unsrer Maschinenproduktion, der hier seinen Sitz hatte, lag sehr danieder. Auf dem östlichen Ende und der dortigen Schmalseite des ganzen Baues fehlten die Emporen bis auf eine einzige kleine ganz; dadurch war ein weiter, geräumiger Platz geschaffen, lichter und freundlicher — gleich dem Altarplatze einer Kirche. Und wo in unsern
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